Widerstand aus den Amtsstuben: Wie Graswurzelbewegungen die Verwaltung reformieren wollen
Frust im Amt Beamten geht im Digitalisierungs- und Modernisierungsstau die Geduld aus – sie vernetzen sich und werden selbst aktiv.

In deutschen Behörden regt sich Widerstand – nicht nur von außen, sondern auch aus den eigenen Reihen. Immer mehr Verwaltungsmitarbeiter haben genug von der zähen Modernisierung bei der Digitalisierung und den verkrusteten Strukturen, die echte Veränderungen blockieren. Sie vernetzen sich, organisieren sich – um endlich Fortschritt zu erreichen.
- Widerstand aus den Amtsstuben: Wie Graswurzelbewegungen die Verwaltung reformieren wollen
- Den Dienstweg zu verlassen, ist schon eine Leistung
- Die Digitalisierung fördert alle Schwächen der Verwaltung zutage
Dazu gehören die Plattform Verwaltungsrebellen.de, die veränderungsfreudige Menschen in der Verwaltung sichtbar macht, und die Mindshift-Bewegung. Die Organisatorin des Mindshift-Festivals, das das nächste Mal am 14. Dezember in München stattfindet, ist Dorit Bosch, Juristin, stellvertretende Referatsleiterin, Coach und Podcasterin. Diese Veranstaltungen geben den Veränderungswilligen im öffentlichen Dienst eine Plattform, um neue Wege der Zusammenarbeit zu finden und den lähmenden Stillstand aufzubrechen.
"Die Digitalisierung ist nur ein Symptom"
"Die Digitalisierung ist nur ein Symptom. Was wir wirklich brauchen, ist eine radikale Veränderung der Kommunikations- und Kooperationskultur in der Verwaltung", sagt Bosch im Interview mit Golem.de. Gemeinsam mit einer wachsenden Gemeinschaft von Kolleginnen und Kollegen zeigt sie, dass die Modernisierung der Verwaltung nicht von oben verordnet werden kann; sie muss von innen heraus wachsen. Die Bewegung, die sie angestoßen hat, könnte ein wichtiger Impuls sein, den es braucht, um Deutschland aus den hinteren Rängen internationaler Digitalisierungsvergleiche zu katapultieren.
Im öffentlichen Dienst mache zwar üblicherweise Karriere, wer sich anpasst und einfügt, erklärt Dorit Bosch in einem ihrer Podcasts. Das wollten immer mehr Menschen aber nicht mehr mitmachen.
Im Gespräch mit Golem.de geht sie ins Detail und erklärt, wieso die Zusammenarbeit in Behörden besser werden muss, um deren Digitalisierung voranzubringen, und wie das gelingen kann. Das Interview mit Dorit Bosch ist der Prolog einer mehrteiligen Artikelserie, in der wir ab Januar mit Akteuren und Betroffenen auf Ämtern und in Behörden sprechen, um zu ergründen: Woran scheitert die Digitalisierung der Verwaltung aus Sicht derjenigen, die sie vorantreiben sollen – und wie kann sie vielleicht doch noch gelingen?
"Der Mensch gestaltet, nicht die Verwaltungsprozesse"
Golem.de: Das 2017 verabschiedete Online-Zugangsgesetz ist gescheitert, in internationalen Vergleichen zur Digitalisierung der Verwaltung landet Deutschland auf hinteren Plätzen. Vielen Bürgerinnen und Bürgern geht da der Glaube an die Modernisierungsfähigkeit der Verwaltung verloren. Ihnen auch?
Dorit Bosch: Nein. Ganz und gar nicht.
Golem.de: Woher nehmen Sie diese Zuversicht?
Bosch: Die Strukturen und Verhältnisse, in denen wir leben und arbeiten, haben Menschen gemacht. Also können wir sie auch wieder ändern. Der Mensch gestaltet – nicht die Strukturen und Prozesse in der Verwaltung.
Golem.de: Wie können Ihre Kolleginnen und Kollegen in Ministerien, Stadtverwaltungen, Bundes- und Landesbehörden diese Macht zu gestalten wahrnehmen?
Bosch: Indem sie sich mit möglichst vielen anderen zusammentun, so dass eine Bewegung entsteht. Wenn ich mir vorstelle, dass viele Menschen in der Verwaltung nur eine Sache anders machen als üblicherweise und damit Erfolg haben, heben sie das Niveau, auf dem wir für Bürgerinnen und Bürger arbeiten, gewaltig an. Wenn wir uns dabei dann noch zusammentun, erobern wir neue Welten der Effizienz in der Verwaltung. Ganz am Beginn dieser Veränderung steht allerdings immer der einzelne Kollege oder die einzelne Kollegin.
Den Dienstweg zu verlassen, ist schon eine Leistung |
Ich rate: Es geht um Bremen !
Zitat: "Wenn wir als Verwaltungsmitarbeiter bereit sind, uns in technische Themen...
Oh, hier haben wir ja noch gar nicht geantwortet! Danke - wir freuen uns auf angeregte...
Ist jetzt auch nicht so, dass es nicht schon reihenweise Gremien, Arbeitsgruppen...