Kirchenaustritte ernst nehmen – Seelsorge stärken, Orientierung bieten
Der Tod des Papstes und die weltweite Anteilnahme daran rücken die Kirchen erneut in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Gerade in Zeiten globaler Krisen und gesellschaftlicher Verunsicherung wird deutlich, wie groß das Bedürfnis nach Halt, Gemeinschaft und geistiger Orientierung ist.
Die hohe Zahl an Kirchenaustritten in Deutschland ist alarmierend. Sie bedeutet nicht nur den Verlust von Mitgliedern, sondern auch den Verlust eines wichtigen gesellschaftlichen Bindeglieds. Kirchen sind ein zentraler Baustein für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie schaffen Räume für Begegnung, vermitteln Werte und bieten Orientierung. In Regionen, in denen die kirchliche Bindung stark ausgeprägt ist, sind extremistische Strömungen nachweislich deutlich schwächer – das spricht für die stabilisierende Kraft des Glaubens und der gelebten Gemeinschaft.
Auch die gesellschaftliche Funktion der Kirchen wird oft unterschätzt: Ihre zahlreichen sozialen Dienste – etwa durch Caritas und Diakonie – tragen maßgeblich zur Versorgung und Begleitung der Schwächsten in unserer Gesellschaft bei. Diese Leistungen sind unverzichtbar, drohen aber zu erodieren, wenn die institutionelle und finanzielle Basis der Kirchen weiter schwindet.
Die Kirchen stehen daher vor der Aufgabe, eine klare Strategie zu entwickeln, wie sie die Menschen wieder stärker erreichen können. Im Mittelpunkt muss die Seelsorge für den Einzelnen stehen. Die Sehnsucht vieler Menschen nach Sinn, geistiger Tiefe und spiritueller Orientierung ist vorhanden – sie muss erkannt, ernst genommen und mit Leben gefüllt werden.
Ein wichtiger Ansatzpunkt bleibt dabei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Noch gelingt es vielen Gemeinden, junge Menschen über Kindergottesdienste, Freizeiten und Bildungsangebote anzusprechen. Doch auch dieser Zugang gerät in Gefahr, wenn Eltern der Kirche den Rücken kehren und damit ihren Kindern diese Räume nicht mehr eröffnen.
Für die Zukunft der Kirchen ist es essenziell, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren: Seelsorge, Gemeinschaft, spirituelle Begleitung und die grundlegenden Fragen von Leben und Tod. Eine langfristige Strategie kann es durchaus geboten erscheinen lassen, sich nicht zu jeder politischen Tagesfrage zu äußern, sondern vielmehr den spirituelle Anker in einer zunehmend orientierungslosen Gesellschaft zu stärken. (Gerd Landsberg)
++++Der Beitrag erscheint am 27.4.2025 im ZMI-Newsletter++++
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