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Der Soundtrack zur Krönung von Charles III.

Silke Wünsch
5. Mai 2023

Blasorchester und klassische Musik zur Krönung von Charles III.? Weit gefehlt! Der Soundtrack zum royalen Ereignis des Jahres ist erstaunlich modern - von Chorälen bis zur Spotify-Playlist

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König Charles trägt Kopfhörer.
König Charles ist auch MusikfanBild: Joe Giddens/empics/picture alliance

Keine Frage: Die Krönungszeremonie für Charles III. in der Westminster Abbey in London wird feierlich und daher auch von angemessener Musik begleitet. Ganz verzichten wird man dennoch nicht auf moderne Töne. Der König persönlich hat ganze zwölf neue Musikstücke in Auftrag gegeben – unter anderem bei Musical-Legende Andrew Lloyd Webber und Filmkomponist Patrick Doyle. Letzterer steuert einen Krönungsmarsch bei, und Webber fiel die Ehre zu, eine neue Krönungshymne zu schreiben.

Lloyd Webber steht mit ausgebreiteten Armen auf einer Bühne.
Andrew Lloyd Webber beim 70-jährigen Thronjubiläum der Queen im Juni 2022Bild: Jeff J Mitchell/AP Photo/picture alliance

Das begleitende Orchester ist nur für die Krönungszeremonie zusammengestellt worden und besteht zu einem Teil aus Musikerinnen und Musikern des Royal Philharmonic Orchestra. Neben namhaften Solisten werden mehrere Chöre auftreten, darunter auch ein Gospelchor. Zu Ehren von Charles' verstorbenem Vater Prinz Philip wird auch griechische-orthodoxe Musik aufgeführt - Philip gehörte ursprünglich der griechisch-orthodoxen Kirche an.

Wenn der Erzbischof von Canterbury dem König um Punkt 12 Uhr die Krone aufs Haupt setzt, erklingen Trompeten, begleitet von Salutschüssen.

Das Konzert in Windsor Park

Am Tag nach der Krönungszeremonie lädt die Königsfamilie zum großen Konzertereignis im Garten von Windsor Castle. 20.000 Gäste werden Livemusik von großen Stars erleben. So werden Lionel Richie und Katy Perry erwartet. Beide Popstars sind Botschafter verschiedener Stiftungen und Wohltätigkeitsorganisationen des Königs.

drei Männer von Take That posieren lachend für die Kamera.
Take That: Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen (von links nach rechts)Bild: Isabel Infantes/empics/picture alliance

Die frühere Boy-Band Take That soll in ihrer aktuellen Besetzung - zu dritt - auftreten, doch mancherorts wird gemunkelt, dass Jason Orange es sich nicht nehmen lassen wird, mit seiner alten Band zusammen vor dem frisch gekrönten Königspaar zu singen. Robbie Williams hatte bereits im Februar 2023 deutlich gesagt, dass er nicht auftreten werde.

Obwohl Take That in früheren Jahren bereits mehrmals vor Queen Elizabeth gespielt haben, ist dieser Auftritt dennoch etwas ganz besonderes für sie: "Eine große Live-Band und ein Orchester, ein Chor, militärische Trommler, das alles vor der Kulisse von Windsor Castle und bei der Feier für den neuen König - wir können es kaum erwarten", ließ die Band verlauten.

Oper ja - Ed Sheeran nein

Auch Opernfreunde kommen nicht zu kurz: Der italienische Opernstar Andrea Bocelli wird mit dem walisischen Bass-Bariton Sir Bryn Terfel ein Duett singen. Auch die Singersongwriterin Freya Ridings wird im Duett singen: mit dem Komponisten und Pianisten Alexis Ffrench, der klassische Musik mit Soul verbindet.

Alexis Ffrench mit rotem Hut, Porträt.
Classic-Soul-Komponist, Produzent und Pianist Alexis FfrenchBild: Ian West/empics/picture alliance

Zudem wird es einen Coronation Choir ("Krönungs-Chor") geben. Er besteht aus Sängern aus ganz Großbritannien, darunter Shantysänger, Landwirte, Taxifahrer und Reggae-Gruppen. Ergänzt wird das Ganze durch einen virtuellen Chor, der aus Sängerinnen und Sängern des gesamten Commonwealth bestehen soll.

Immer wieder fielen auch Namen wie Elton John, Ed Sheeran, Harry Styles oder Adele, die derzeit zu den größten britischen Pop-Exporten zählen, doch die wurden entweder gar nicht erst gefragt oder mussten aus Termingründen absagen - ebenso wie die australische Popdiva Kylie Minogue.

Eine bunte Spotify-Playlist

Das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport (DCMS) hat auf Spotify eine "Coronation Celebration Playlist" zusammengestellt: 26 bunt gemischte Songs aus sieben Jahrzehnten britischer Popmusik sind hier versammelt. Eingeleitet von den Beatles ("Come together") gibt es einen wilden Ritt durch die Dekaden: Coldplay, Ed Sheeran, Rod Stewart, David Bowie, Take That, Harry Styles, Pet Shop Boys und viele weitere. Viel Tanzbares ist unter den Popklassikern zu finden - und ein gutes Fünftel der Lieder greift nach den Sternen.

König Charles III. und Königin Camilla auf der ESC Bühne.
König Charles III. und Königin Camilla auf der ESC BühneBild: Phil Noble/AP/picture alliance

Eines davon - gleichzeitig das jüngste - ist "Space Man" von Sam Ryder. Der hatte damit beim Eurovision Song Contest 2022 den zweiten Platz erreicht und sorgte dafür, dass der Musikwettbewerb 2023 im Vereinigten Königreich ausgetragen wird: Liverpool springt für die Ukraine ein, die gewonnen hatte, aufgrund des Krieges allerdings den Wettbewerb in ihrem Land nicht austragen kann.

Zu wenig Commonwealth-Länder

Obwohl die Songauswahl zunächst einmal gefällig daher kommt, gibt es dennoch eine Menge Kritik. Ursprünglich waren 28 Titel in der Playlist. Der Rapper Dizzee Rascal flog aber schnell wieder runter, nachdem die Verantwortlichen darauf aufmerksam gemacht wurden, dass Rascal wegen eines Angriffs auf seine Ex-Verlobte verurteilt worden ist und gerade ein Berufungsverfahren läuft.

Ein Mann singt in ein Mikrofon und trägt einen Schellenkranz in der Hand.
Royals-Kritiker wie Proclaimers-Sänger Craig Reid sind nicht erwünschtBild: Chris Wynne/Photoshot/picture alliance

Titel Nummer 27 verschwand nun auch aus der Liste. Die schottische Band "Proclaimers" war mit dem Hit "I'm Gonna Be (500 Miles)" vertreten. Doch dann fiel auf, dass die Musiker der Band gar nicht so große Freunde der Royals sind. Das DCMS entschied, dass eine solche Band ebenfalls nicht auf eine "royale" Playlist gehört.

Und dann noch dies: Schaut man sich die Playlist genauer an, finden sich keine Beiträge aus afrikanischen oder pazifischen Commonwealth-Ländern. Nur drei sind keine britischen Acts: Die Jamaikanerin Grace Jones, der Kanadier Michael Bublé und die deutsch-karibische Band Boney M. Nach weiteren Künstlerinnen und Künstlern aus den über 50 Commonwealth-Staaten - wie etwa Rihanna (Barbados) oder Kylie Minogue (Australien) - sucht man vergeblich. Zudem wird mangelnde Diversität kritisiert: Es sind zu viele weiße Künstler vertreten und zu wenig weibliche.