Digitalisierung: Firmen nutzen Daten immer häufiger, aber teilen sie seltener

Deutsche Unternehmen machen Fortschritte in der Datenökonomie. Das gilt zumindest intern – das Data-Sharing ist nämlich rückläufig, sagt der Bitkom.

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(Bild: Yurchanka Siarhei / Shutterstock.com)

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Von
  • Achim Born
Inhaltsverzeichnis

Deutsche Unternehmen machen laut einer aktuellen Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom deutliche Fortschritte auf ihrem Weg in die vielbeschworene Datenökonomie. Sie nutzen verstärkt Daten in der eigenen Organisation, sind zugleich aber äußert zurückhaltend, wenn es um das Teilen von Daten mit Dritten geht.

12 Prozent der Unternehmen in Deutschland sagen demnach, dass datengetriebene Geschäftsmodelle aktuell ausschließlich oder sehr stark zu ihrem Geschäftserfolg beitragen. 22 Prozent rechnen damit, dass dies in zwei Jahren der Fall sein wird. Zu diesem Resultat gelangt eine repräsentative Befragung von 602 Firmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Bitkom vom Februar und März dieses Jahres. Die Vergleichszahlen aus der Vorjahresumfrage lagen mit 7 beziehungsweise 14 Prozent erheblich niedriger. Deutliche Fortschritte attestieren sich die Unternehmen auch auf ihrem Weg in die Datenökonomie.

Deutsche Firmen zeigen sich beim Thema Datennutzung zunehmend selbstbewusst.

(Bild: Bitkom)

So zählen sich 9 Prozent zu den Vorreitern, wenn es um die Nutzung von Daten geht. 2022 traf dies gerade einmal auf 1 Prozent zu. 23 Prozent sehen sich im Mittelfeld (2022: 16 Prozent). Die Zahl der Firmen, die sich noch gar nicht mit dem Thema datengetriebener Geschäftsmodelle auseinandergesetzt haben, schrumpfte indes binnen eines Jahres um 10 Punkte auf 14 Prozent.

Dennoch bleibt viel Potenzial ungenutzt.

(Bild: Bitkom)

Ungeachtet dieser Fortschritte zeigt die Umfrage, dass in vielen Unternehmen Daten aktuell noch weitgehend ungenutzt bleiben. Nur 7 Prozent gehen davon aus, dass sie das Potenzial der vorhandenen Daten vollständig ausschöpfen, 27 Prozent, dass sie es eher stark ausschöpfen. 43 Prozent sagen jedoch, dass das Potenzial eher wenig ausgeschöpft wird. Und 21 Prozent befürchten, dass dies überhaupt nicht geschieht.

Daten anderer nutzen immer mehr Unternehmen. Selbst bereitstellen wollen sie hingegen immer weniger Firmen.

(Bild: Bitkom)

Bleiben schon intern viele Daten ungenutzt, gilt dies derzeit vermehrt für das Teilen von Daten, dem Data-Sharing (Grafik 3). Zwar stieg die Zahl der Unternehmen, die Daten anderer Firmen nutzen um 8 Punkte auf 30 Prozent, die Zahl der „Datenanbieter“ fiel jedoch von 21 auf 17 Prozent zurück. Und 59 Prozent (2022: 63 Prozent) treten weder als Empfänger noch als Anbieter auf.

Viele der „Datenverweigerer“ haben insbesondere Angst, dass die Daten gegen ihren Willen genutzt werden könnten (47 Prozent). 17 Prozent treibt die Sorge, dass feindliche Staaten direkt davon profitieren könnten, und 15 Prozent befürchten, versehentlich Geschäftsgeheimnisse weiterzugeben. Jenseits dieser Bedenken geht mehr als die Hälfte (56 Prozent), davon aus, dass der Datenschutz das Teilen nicht erlaubt. 26 Prozent führen Kompatibilitätsgründe ins Feld. Vor Jahresfrist waren dies aber noch 50 Prozent. Unternehmen, die als Daten-Anbieter auftreten, verfolgen meist opportunistische Motive. Sie erzielen damit Umsätze (35 Prozent), bekommen auf diese Weise selbst Daten anderer (34 Prozent), gewinnen neue Kunden (30 Prozent) oder senken Kosten (6 Prozent). Bei knapp 40 Prozent spielen auch altruistische Beweggründe eine Rolle: Sie wollen mit ihrem Datenangebot bessere Lösungen ermöglichen, etwa für gesellschaftliche Probleme. Ein Fünftel (22 Prozent) steht zudem schlicht in der Pflicht, Daten bereitzustellen.

Erstmals sagte mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent), die als Anbieter oder Empfänger Teil der Data-Sharing-Economy sind, dass dies sehr stark oder eher stark zu ihrem Geschäftserfolg beiträgt. 2022 waren es erst 43 Prozent. Der Anteil (Grafik 4) dürfte weiter steigen, weil 54 Prozent der Unternehmen in zwei Jahren als Daten-Empfänger mitspielen wollen. 37 Prozent wollen Anbieter werden. Und 31 Prozent beabsichtigen, Daten sowohl zu empfangen als auch anzubieten.

Dazu passt, dass sich die Unternehmen langsam der Idee der Datenräume annähern. Immerhin 8 Prozent der Befragten nutzten nach eigenen Angaben bereits eine solche virtuelle Plattforminfrastruktur für den gesicherten Austausch. Weitere 19 Prozent planen die Nutzung und 25 Prozent diskutieren darüber. Wahr ist aber auch, dass für rund die Hälfte der Firmen Datenräume aktuell kein Thema sind. Grundsätzlich erkennt die Mehrzahl der Befragten in den Datenräumen Potenzial als Ergänzung zu bisher genutzten Angeboten (57 Prozent) beziehungsweise gänzlich neue Geschäftsmöglichkeiten (43 Prozent). Weitere 37 Prozent bezeichnen das Ganze als irrelevant für das eigene Geschäftsmodell. 34 Prozent empfinden Datenräume sogar als Bedrohung für die eigenen Aktivitäten. Allerdings lag der Anteil der „negativen“ Stimmen im Vorjahr noch einige Prozentpunkte höher.

85 Prozent der Firmen, die Datenräume bereits nutzen oder dies konkret planen, wollen damit vor allem Lieferketten besser steuern (85 Prozent). 61 Prozent hoffen auf eine höhere Leistung bei Produkten und Dienstleistungen. 53 Prozent sehen Vorteile, um Transparenzpflichten zu erfüllen. Die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen ist für 48 Prozent ein Einsatzzweck. Und ein Viertel strebt mit Hilfe von Datenräumen die Optimierung des Herstellungsprozesses an.

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