"AI made in Germany" soll ein weltweites Gütesiegel werden

KI aus Deutschland stärken – dieses Ziel will Digitalminister Volker Wissing erreichen. Dazu gibt es Geld und eine Art KI-Tüv.

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Die Bilder zu den drei Säulen sind psychedelisch angehaucht.

(Bild: Screenshot: Mission-AI.de)

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"Schnell, sicher, skalierbar", diese Attribute beschreiben offensichtlich das Ziel für KI der "Mission KI". Die gleichnamige Initiative hat Digitalminister Volker Wissing vorgestellt. Man wolle "AI made in Germany" fördern, bekannt machen und zum vertrauenswürdigen Standard: Das soll mit 32 Millionen Euro Fördergeldern und einer Art KI-TÜV klappen, und offensichtlich auch mit wenig Regulierung.

"Mission KI" baut auf drei Säulen auf, die auf der Webseite mit Startbildern gezeigt werden, die an jene typisch psychedelischen Aufmacherbilder von OpenAI erinnern. Die erste Säule steht für vernetzte Datenräume, über Ländergrenzen hinweg, die man aufbauen wolle. Die dritte Säule bedeutet, man wolle KI-Forschung, Gründer, Unternehmen und Investoren zusammenbringen. Soweit so typisch für Projekte und Absichtserklärungen.

Etwas konkreter klingt die zweite Säule: Sie hat zum Ziel, transparente KI-Qualitäts- und Prüfstandards zu schaffen. Diese sollen unter Berücksichtigung des AI Acts geschaffen werden, der nämlich ebenfalls Prüfungen und Zertifikate für KI-Systeme vorsieht. Es soll außerdem ein freiwilliges KI-Gütesiegel kommen, das deutsche KI auf dem internationalen Markt auszeichnet – fast wie das altbekannte "Made in Germany" also. Um die Prüfung durchzuführen, arbeiten zahlreiche Unternehmen und Organisationen an den entsprechenden Standards. Durch die Gründung mehrerer Innovationszentren soll die Umgebung geschaffen werden, in der KI getestet werden kann – auch von der breiten Öffentlichkeit, heißt es in auf der Webseite der "Mission KI". Die ersten beiden Zentren entstehen in Berlin und Kaiserslautern.

Volker Wissing sagt: "Ich möchte die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Deutschland stärken. Dafür brauchen wir in Europa eine vernünftige KI-Regulierung: Innovationsoffenheit statt Technologieverboten und Standards, die international anschlussfähig sind." Das Projekt solle bessere Rahmenbedingungen für digitale Innovation schaffen. Man sehe einen potenziellen Wettbewerbsvorteil in "AI made in Germany". Neben Wissing leitet auch Manfred Rauhmeier, Geschäftsführer von Acatech, das Projekt an. Acatech ist Partner der "Mission KI". Er sagt, um führend zu sein, müsse man Chancen ermöglichen, Risiken eingehen, lernen und anpassen. Partner für die KI-Standardisierungsprozesse und Zertifizierungen sind der AI Quality & Testing Hub, CertifAI, Fraunhofer IAIS, TÜV AI Lab, PwC Deutschland sowie der VDE.

Dass sich Wissing hier tendenziell gegen eine Regulierung von KI ausspricht, passt zu der erst kürzlich bekanntgewordenen Linie auf EU-Ebene. Auch da soll Deutschland Teile des AI Acts blockieren, weil sie gegen eine verpflichtende Regulierung von sogenannten Basismodellen sind. Basismodelle sind jene, die seit ChatGPT in aller Munde sind, bei der Ausarbeitung des AI Acts aber noch nicht auf dem Markt waren – und von den Zuständigen auch nicht mitbedacht wurden. Der AI Act hat einen Risiko-basierten Ansatz, mit einem Risiko eingestufte KI-Systeme müssen zertifiziert und reguliert werden. Deutschland, Frankreich und Italien sehen in Basismodellen offenbar kein ausreichendes Risiko. Die Anbieter sollen lediglich eine Art Modellkarte mit Informationen zum Modell zur Verfügung stellen.

Welche KI-Modelle oder KI-Systeme konkret einen "AI made in Germany"-Stempel bekommen können und was sie dafür können müssen, ist unterdessen unklar.

(emw)