Politik

Tausende Bürgeranrufe pro Tag KI-Wahlhelferin Ashley unterstützt US-Demokraten

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Anders als übliche "Robocalls", die am Telefon Botschaften vorlesen, spricht KI Ashley über Politik.

Anders als übliche "Robocalls", die am Telefon Botschaften vorlesen, spricht KI Ashley über Politik.

(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)

In Pennsylvania nutzen die Demokraten eine neue Wahlkampfhilfe: Ashley ist eine KI, spricht mit Roboterstimme in 20 Sprachen und kennt das Programm der Kandidatin bis ins kleinste Detail. Die Erfinder gehen davon aus, dass die Bürger künftig in großem Stil solche Anrufe bekommen werden.

Die US-Demokratin Shamaine Daniels verlor 2022 bei der Kongresswahl gegen den Republikaner und Trump-Anhänger Scott Perry. Auch für nächstes Jahr sieht es beim Kampf um einen der Sitze des Bundesstaates Pennsylvania im Repräsentantenhaus eigentlich nicht gut aus. Aber Daniels hat eine neue Wahlhelferin: Die Künstliche Intelligenz (KI) Ashley, die an einem Wochenende Tausende Anrufe mit potenziellen Wählern führt. Das kann sie in 20 Sprachen, die alle bewusst nach Maschine klingen.

Genau das habe seine Aufmerksamkeit gefesselt, sagt der 63-jährige David Fish, einer der Angerufenen. "Was mir wirklich gefallen hat, ist, dass sie sich als KI zu erkennen gegeben hat und nicht versucht hat, mir etwas vorzuspielen."

Wahlanrufe werden in den USA von der Bevölkerung allgemein als Plage angesehen. Vereinfacht gesagt gehen bei den normalen "robocalls" Maschinen automatisch Wählerlisten durch und spielen jedem, der im Festnetz abnimmt, eine Botschaft vor. Ashley ist anders: Sie analysiert die verfügbaren Daten über die angerufenen Wähler und gestaltet das Gespräch nach deren politischen Prioritäten. Zwar können das auch gute menschliche Wahlhelfer. Aber Ashley ist unermüdlich, kennt Daniels' Wahlprogramm bis ins allerkleinste Detail und wird nicht frustriert, wenn die Angerufenen fluchend auflegen.

Kein gesetzlicher Rahmen

"Das wird sich schnell ausweiten", sagt Ilya Mouzykantskii, Chef von Civox, der Firma hinter Ashley mit Sitz in London. "Wir wollen bis Ende des Jahres Zehntausende Anrufe pro Tag tätigen und bald schon sechsstellig werden." Das werde bei der Präsidenten- und Kongresswahl 2024 "im großen Stil" kommen, sagt der 30-Jährige. Der ehemalige Informatik-Student aus Stanford und sein Mitgründer Adam Reis von der Columbia-Universität sagen nicht, welche KI-Modelle - also Programme wie ChatGPT des Microsoft-Partners OpenAI - sie für Ashley verwenden. Es seien jedoch mehr als 20.

Bezeichnend für den Stand der Technologie ist, dass Reis das System fast alleine aufbauen konnte. Früher hätten 50 Ingenieure jahrelang daran arbeiten müssen, sagt er. Mouzykantskii ist sich nach eigenen Angaben der Risiken seiner Schöpfung bewusst. Daher die Entscheidung von Civox, Ashley eine eindeutige Maschinenstimme zu geben. Nach eigener Aussage würde Mouzykantskii eine Regulierung auf diesem Gebiet begrüßen: Andere Firmen könnten KIs erschaffen, die praktisch nicht von Menschen zu unterscheiden wären, ihre Natur jedoch geheim halten. Einen gesetzlichen Rahmen gibt es in den USA bislang so gut wie nicht.

Einige wenige Bundesstaaten wie Michigan haben den Einsatz von "deepfakes" im Wahlkampf reguliert oder wollen dies tun. Pennsylvania gehört nicht dazu. Der Verbraucherschützer Robert Weissman von Public Citizen sieht bei Maschinen wie Ashley entsprechend bislang keine Schranken: "Ich wüsste nicht, nach welchem Bundesgesetz das illegal wäre."

Quelle: ntv.de, mau/rts

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