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270.000 Gratis-Fahrscheine Alle Hamburger Schüler bekommen kostenloses Deutschlandticket

Zum neuen Schuljahr erhalten Schülerinnen und Schüler in Hamburg ein bundesweit gültiges 0-Euro-Ticket. Die Aktion soll Familien entlasten – und könnte dazu beitragen, dass der Fahrschein bundesweit dauerhaft erhalten bleibt.
Schülerinnen und Schüler in Hamburg: »Sorgenfreie Mobilität ermöglicht«

Schülerinnen und Schüler in Hamburg: »Sorgenfreie Mobilität ermöglicht«

Foto: Marcus Brandt / dpa

Hamburger Schülerinnen und Schüler dürfen künftig in ganz Deutschland umsonst mit Bus und Bahn fahren. Das hat die Bürgerschaft des Stadtstaates beschlossen. Das kostenlose Schülerticket des Verkehrsverbundes HVV soll in Form des Deutschlandtickets nach den Sommerferien in diesem Jahr angeboten werden.

Damit setzt Hamburgs rot-grüne Koalition ein Versprechen aus ihrem Koalitionsvertrag von 2020 um, wonach die Schüler den Nahverkehr im HVV-Gebiet kostenlos nutzen können sollen. Damals gab es das Deutschlandticket noch nicht.

Mit dem deutschlandweit gültigen Ticket gehe man jetzt über das ursprüngliche Versprechen hinaus, sagte Ole Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. »Es ist ein sinnvolles Angebot, das die Familien entlastet und Schülern sorgenfreie Mobilität ermöglicht. Auch in der Freizeit, bei Klassenreisen und mit der Familie.« Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sprach von einem »Meilenstein für die Entlastung von Familien, Jugendlichen und Kindern«. Dafür sei der Senat bereit, Geld in die Hand zu nehmen.

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Mit dem Fahrschein sind laut SPD-Fraktion nach früheren Angaben Mehrkosten von etwa 30 Millionen Euro im Jahr für die Stadt verbunden. In der Bürgerschaft stimmte auch die Opposition, zu der CDU, Linke und AfD gehören, für das rot-grüne Projekt.

Der Großraum Hamburg gilt als Deutschlandticket-Hochburg, fast eine Million Menschen aus dem HVV-Einzugsbereich nutzen den Fahrschein. Der Senat hatte ihn schon länger für Schülerinnen und Schüler subventioniert, er kostet derzeit 19 Euro im Monat. Schulkinder im Leistungsbezug mit Sozialrabatt fahren schon jetzt gratis.

Rabatte für Schüler und viele andere Gruppen sind nicht bundesweit geregelt. Offiziell kostet das Deutschlandticket für alle Personen ab sechs Jahren 49 Euro. Jedoch sind für einige Fälle, darunter Schülerinnen und Schüler, vielerorts Ausnahmen vorgesehen. Welche Angebote es gibt, unterscheidet sich teilweise auch auf Ebene der Landkreise.

Ein Beispiel ist Sachsen-Anhalt: Während etwa im Landkreis Börde alle Anspruchsberechtigten ein Deutschlandticket bekommen, gibt es in den Landkreisen Jerichower Land und Salzlandkreis eine Zubuchoption für die Familien, mit denen das Ticket zur Schülerbeförderung zum Deutschlandticket aufgewertet werden kann. In anderen Regionen wie der Landeshauptstadt Magdeburg wird eine solche Möglichkeit hingegen nicht angeboten.

Je mehr Menschen das Ticket nutzen, auch wegen Rabatten und Kostenlos-Aktionen wie in Hamburg, desto günstiger stehen die Chancen, dass das Ticket dauerhaft erhalten bleibt, weil mehr Geld in die Kassen der Verkehrsunternehmen fließt. Die mittel- und langfristige Zukunft des Deutschlandtickets ist nicht gesichert. Auf der Verkehrsministerkonferenz kommende Woche soll erneut die Finanzierung besprochen werden. Ob der Preis von 49 Euro auch 2025 gehalten werden kann, ist bislang offen.

Das Deutschlandticket ermöglicht seit dem 1. Mai 2023 für 49 Euro unbegrenzt viele Fahrten im Nah- und Regionalverkehr. Um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen, zahlt der Bund bis 2025 im Jahr 1,5 Milliarden Euro – die Länder zahlen ebenfalls 1,5 Milliarden. Es soll den öffentlichen Verkehr erschwinglicher machen und mehr Menschen zum Umstieg vom Auto bewegen.

Ticket bringt Menschen zurück in Busse und Bahnen

Zuletzt hat der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen ein klares Bekenntnis des Bundes zum Deutschlandticket gefordert: Zum einen müsse der Bund sagen, ob eventuelle Restmittel bei der Finanzierung des Tickets aus dem Jahr 2024 im kommenden Jahr genutzt werden könnten. »Das zweite wichtige Signal vom Bund wäre: Der Bund steht auch vom Jahr 2026 an zu seiner Verantwortung für das Deutschlandticket.«

Der Fahrschein sei ein Riesenerfolg. »Es ist uns gelungen, ein bisschen im Tarifdschungel Deutschland aufzuräumen.« Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts, die Anfang dieser Woche bekannt wurden, hat das Ticket zu einem spürbaren Anstieg der Fahrgastzahlen bei Bussen und Bahnen beigetragen.

alw/dpa