WTF

San Francisco: Stadtbahnen fahren nur dank 5,25-Zoll-Disketten noch jahrelang

Auch direkt am Silicon Valley sind Disketten nicht komplett verdrängt, teilweise bilden sie die Grundlage von Infrastruktur. Das zeigt sich in San Francisco.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 420 Kommentare lesen
Hand hält 5,25-Zoll-Diskette

(Bild: noppasit TH/Shutterstock.com/heise online)

Lesezeit: 2 Min.

Straßenbahnen in San Francisco werden zum Teil immer noch von einem System gesteuert, dessen Grundlage 5,25″-Disketten bilden. Das längst fällige Upgrade auf zeitgemäße Technik wird hunderte Millionen US-Dollar kosten. Das geht jetzt aus einem Bericht von ABC7 Bay Area News hervor, der den anachronistischen Zustand direkt am Silicon Valley erneut ins Bewusstsein gerufen hat. Installiert wurde das automatische Zugkontrollsystem der sogenannten Muni Metro 1998, ausgelegt war es auf 20 bis 25 Jahre. Die sind jetzt vor einem Jahr abgelaufen, das derzeit geplante Upgrade soll aber erst 2029 abgeschlossen sein.

WTF

Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Als das System installiert wurde, sei es das modernste seiner Zeit gewesen, zitiert der Lokalsender die San Francisco Municipal Transportation Agency, die die Bahnen betreibt. Es sei dafür zuständig, die Stadtbahnen im Tunnel unter der beliebten Market Street automatisch zu steuern. Die nötigen Daten werden jeweils übertragen, wenn die Züge in den Tunnel einfahren. Das System selbst wird jeden Morgen über drei 5,25″-Disketten – im TV-Bericht werden fälschlicherweise 3,5″-Disketten gezeigt – programmiert. Benötigt werden deshalb auch weiterhin Angestellte, die die alten Programmiersprachen und das IT-System verstehen, was durch das enorme Alter mit jedem Jahr schwieriger wird.

Mit dem seit Jahrzehnten veralteten System steht der Stadtbahnbetreiber in San Francisco aber nicht alleine da. Erst vor wenigen Wochen hat die Regierung in Japan dutzende Ministerialverordnungen dahingehend geändert, dass statt Disketten auch USB-Sticks für die verschiedensten Aufgaben akzeptiert werden. Vorher war die gesetzlich vorgeschriebene Diskettenpflicht jahrelang kritisiert worden. In Deutschland wiederum hat die Deutsche Bahn oder ein mit ihr kooperierender Konzern für Aufmerksamkeit gesorgt, als per Stellenanzeige Administratoren für Windows 3.11 gesucht wurden.

(mho)