Rhein­land-pfäl­zi­sche Be­am­ten­be­sol­dung ver­fas­sungs­wid­rig? BVerfG soll ent­schei­den

Hat Rhein­land-Pfalz seine Be­am­ten zu schlecht be­zahlt? Das meint das VG Ko­blenz und bit­tet das BVerfG um Klä­rung. Zwei Ver­fah­ren, in denen es um die Be­sol­dung zwei­er Be­am­ter der Be­rufs­feu­er­wehr geht, setz­te das VG aus. Be­trof­fen ist der Zeit­raum von 2012 bis 2021.

Die bei­den Ko­blen­zer Be­am­ten wur­den da­mals nach der Be­sol­dungs­grup­pe A7 be­zie­hungs­wei­se A8 be­sol­det. Sie mei­nen, ihre Be­sol­dung sei in ver­fas­sungs­wid­ri­ger Weise zu nied­rig be­mes­sen ge­we­sen, und ver­lan­gen eine amts­an­ge­mes­se­ne Ali­men­tie­rung.

Die Stadt Ko­blenz trug im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren unter Ver­weis auf ihre Ge­set­zes­bin­dung vor, sie habe die Feu­er­wehr­leu­te ent­spre­chend der in Rhein­land-Pfalz gel­ten­den be­sol­dungs­recht­li­chen Vor­schrif­ten ali­men­tiert.

Das VG sieht es wie die bei­den Klä­ger: Die Be­sol­dung der rhein­land-pfäl­zi­schen Be­am­tin­nen und Be­am­ten in den Be­sol­dungs­grup­pen bis ein­schlie­ß­lich A8 – hö­he­re Be­sol­dungs­grup­pen waren nicht Ge­gen­stand der Kla­ge­ver­fah­ren – ver­sto­ße in den Jah­ren 2012 bis 2021 gegen das so­ge­nann­te Min­dest­ab­stands­ge­bot (Be­schlüs­se vom 29.04.2024 – 5 K 686/22.​KO und 5 K 1153/22.​KO).

Ab­stand zu Grund­si­che­rungs­ni­veau zu ge­ring

Die­ses sich aus Art. 33 Abs. 5 GG ab­lei­ten­de Gebot be­sagt, dass bei der Be­mes­sung der Be­sol­dung der qua­li­ta­ti­ve Un­ter­schied zwi­schen der Grund­si­che­rung, die als staat­li­che So­zi­al­leis­tung den Le­bens­un­ter­halt von Ar­beits­su­chen­den und ihren Fa­mi­li­en si­cher­stellt, und dem Un­ter­halt, der er­werbs­tä­ti­gen Be­am­ten ge­schul­det ist, hin­rei­chend deut­lich wer­den muss. Der er­for­der­li­che Min­dest­ab­stand werde nicht ein­ge­hal­ten, wenn die Net­to­ali­men­ta­ti­on eines Be­am­ten um we­ni­ger als 15% über dem Grund­si­che­rungs­ni­veau liege, so das VG.

Das sei hier ge­ge­ben, meint das VG und rech­net vor: Das Grund­si­che­rungs­ni­veau habe sich im Jahr 2018 auf 30.017,52 Euro be­lau­fen. Die da­nach ge­bo­te­ne Min­dest­a­li­men­ta­ti­on eines Be­am­ten be­tra­ge somit 34.520,15 Euro (115% von 30.017,52 Euro). Die Net­to­ali­men­ta­ti­on in der Be­sol­dungs­grup­pe A8 habe je­doch le­dig­lich 30.816 Euro aus­ge­macht. Sie sei also rund 3.705 Euro hin­ter der ver­fas­sungs­recht­lich gel­ten­den Min­dest­a­li­men­ta­ti­on zu­rück­ge­blie­ben.

Das Min­dest­ab­stands­ge­bot be­schäf­tigt das BVerfG immer wie­der. Zu­letzt an­ge­ru­fen wurde es des­we­gen im De­zem­ber 2023 durch das VG Ber­lin.

VG Koblenz, Beschluss vom 29.04.2024 - 5 K 686/22.KO

Redaktion beck-aktuell, gk, 5. Juni 2024.

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