Auch das noch - Bürgeramt in "Bürger*innenamt"
Dass die deutsche Verwaltung einen hohen Modernisierungsbedarf hat, ist längst bekannt. Die Leistungsfähigkeit vieler Infrastrukturen ist an ihre Grenzen gestoßen. Die Digitalisierung schwächelt. Viele Länder sind hier weiter. Beim Wirtschaftswachstum liegt die einst führende Industrienation Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten. Genehmigungen dauern lange, bei der Aufstellung von Mobilfunkmasten im Durchschnitt rund 250 Tage, von Windkrafträder erst gar nicht zu reden. Berlin ist seit Jahren dafür bekannt, dass man wochenlang auf einen Termin beim Bürgeramt warten muss. Ein unhaltbarer Zustand. Immer wieder wurde Besserung angekündigt. Doch was passiert wirklich? Anstatt sich um die Verkürzung der Wartezeiten zu kümmern, will die SPD in Friedrichshain-Kreuzberg das Bürgeramt in „Bürger*innenamt“ umbenennen. Zur Begründung heißt es: „Mit der weiteren sprachlichen Sensibilisierung öffentlicher Einrichtungen (...) bekräftigt der Bezirk seine Verpflichtung, queeres Leben auch sprachlich öffentlich zu repräsentieren.“ Es geht mir nicht darum, Menschen zu diskreditieren. Aber bei der Priorisierung von Aufgaben scheinen Teile der Politik den Bezug zur Realität verloren zu haben. Man muss sich nicht wundern, dass ein solches Vorgehen bei vielen Menschen nur Kopfschütteln hervorruft. Durch die Umbenennung der Bürgerämter in Bürger*innenämter wird es keine zusätzlichen Termine in Berlin geben. Aber man könnte es im satirischen noch weiter denken: Wie wäre es, die Reihenfolge der Antragsbearbeitung an das Geschlecht m/w/d zu koppeln? Vielleicht gibt es auch dafür Zustimmung
CEO
8moLieber Franz-Reinhard, augenscheinlich hat der Verzicht auf eine gendersensible Benennung der Ämter im Berliner Bezirk in den vergangenen Jahren nicht dazu geführt, die Modernisierung engagierter anzugehen. Ich denke, man sollte dies nicht gegeneinander ausspielen. Ich weiß natürlich, dass du nicht die populistische Masche bedienst, das Gendern sei die Ursache für unsere Modernisierungs-Müdigkeit. diese sind eher an anderer Stelle zu suchen, zum Beispiel in diesem viel zu kleinteiligen Föderalismus.