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Bibliothek in Straßburg Enkelin gibt von ihrer Großmutter entliehene Bücher zurück – nach 81 Jahren

1943 lieh eine Studentin Bücher aus, 2024 gab ihre Enkelin sie zurück: Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Frau habe die Bücher erst vergessen, dann Angst gehabt, als Diebin zu gelten.
Universitätsbibliothek in Straßburg

Universitätsbibliothek in Straßburg

Foto: Dudlajzov / Dreamstime / IMAGO

Eine Französin hat der Nachrichtenagentur AFP zufolge mehrere vor 81 Jahren von ihrer Großmutter entliehene Bücher an die Straßburger Universitätsbibliothek zurückgegeben. Marguerite Klein, eine damals 20 Jahre alte Studentin, hätte die fünf Bände über »Die wahre Johanna von Orléans« 1943 ausgeliehen und mit in ihr Dorf genommen, sagte ihre Enkelin Anne Bauer demnach.

Das Elsass war damals von Nazideutschland besetzt. Die französische Sprache wurde unterdrückt, zahlreiche französische Bücher verbrannt. Als die Studentin die Bücher zurückgeben wollte, sei ihr Zug bombardiert worden, erzählte die Enkelin. »Sie kam mit den Büchern unter dem Arm zu Fuß zurück ins Dorf.«

Nach Kriegsende sei Marguerite Klein nach Straßburg gezogen, Englischlehrerin geworden und habe nicht mehr an die ausgeliehenen Bücher gedacht. Später habe sie Sorge gehabt, dass sie eine Strafe zahlen müsste oder als Diebin gelten würde, erinnert sich ihre Enkelin.

»Vielleicht hat die alte Dame die Bücher gerettet«

»Sie hat uns gesagt: Gebt sie nach meinem Tod zurück«, sagte Bauer. Im vergangenen Dezember starb ihre Großmutter im Alter von 100 Jahren. Ihre Enkelin kontaktierte schließlich die Universitätsbibliothek, um die Bücher zurückzugeben.

»Vielleicht hat die alte Dame die Bücher gerettet«, mutmaßte der elsässische Historiker Christoph Woehrlé. Während des Krieges wurden mehrere Standorte der Bibliothek zerstört, etwa 300.000 Bücher wurden vernichtet.

Die Bibliothekarin zeigte sich erfreut, dass sie das seit einer Inventur 1960 im Regal stehende Pappschild mit dem Hinweis »vermutlich verloren« nun durch die Bücher ersetzen kann. »Die wahre Johanna von Orléans«, das von 1890 an von einem Jesuiten herausgegeben worden war, ist nun wieder für interessierte Leser zugänglich – kann aber nur vor Ort gelesen werden.

bbr/AFP

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