Hier leben die unglücklichsten Deutschen
Viele Deutsche sind sehr viel unglücklicher, als es die objektive Lebensqualität in ihrer Stadt vermuten lässt. Platz zehn für Lübeck auf der Liste der Städte mit den unglücklichsten Deutschen beim SKL Glücksatlas passte hingegen ins Bild. In der Hansestadt deckten sich das in Umfragen ermittelte subjektive Glücksempfinden exakt mit den objektiven Faktoren für Lebensqualität (zum Beispiel Kriminalität, Wirtschaftskraft oder Bedingungen für Familien). Lübeck kam im Index auf einer Skala von eins bis zehn auf einen Wert von 6,62. Das reichte im Glücksatlas unter den 40 größten Städten nur für Platz 31.
Mit Hannover lag eine weitere norddeutsche Stadt in der Schlussgruppe des Städterankings 2024. Hannover gehörte im SKL Glücksatlas zu den „Underperformern“, die schlechter abschnitten, als es die objektiven Faktoren hätten vermuten lassen. Auf dem Papier hätte Hannover laut dem Forscherteam um den Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen auf Platz 23 gelegen. Das subjektive Empfinden der Bewohner war jedoch so schlecht, dass es am Ende nur für Platz 32 reichte.
Ein noch schlechterer „Underperformer“ war im SKL Glücksatlas Nürnberg. Anstatt auf dem objektiven Platz 15 landete Nürnberg im Ranking der glücklichsten Städte nur auf dem 33. Platz. Denn die Einwohner bewerteten ihren Heimatort mit lediglich 6,56 Punkten.
Noch schlimmer straften die Frankfurter ihre Stadt ab. Aus Platz zwölf aufgrund der objektiven Faktoren für ein gutes Leben wurde unter Berücksichtigung der Umfragen Platz 34. Die Befragten gaben Frankfurt am Main einen Indexwert von gerade mal 6,55.
Gelsenkirchen wurde im Städteranking 2024 des SKL Glücksatlas auf dem sechst letzten Platz geführt – war damit aber noch gut bedient. Denn gemessen an den objektiven Parametern der Lebensqualität hätte es nur für den vorletzten Rang gereicht. Das Votum der Gelsenkirchener von 6,54 Indexpunkten ergab immerhin noch Platz 35.
Platz 36 statt Platz acht: Für Braunschweig fiel das Städteranking besonders bitter aus. „Das Glücksniveau in Braunschweig leidet unter einer Bevölkerungsstruktur, die mit einer niedrigen Lebenszufriedenheit einhergeht“, erklärten die Forscher. „Es gibt vergleichsweise wenige Einwohner unter 25 Jahren und eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Einpersonenhaushalten. Der außergewöhnlich hohe Wohlstand hat daher nur wenig Einfluss auf die Lebenszufriedenheit der Einwohner.“
Berlin ist zwar auch auf dem Papier kein Hort der Glückseligkeit. Aber die objektiven Faktoren für Lebensqualität hätten immerhin für Platz 25 gereicht. Doch die Hauptstädter sind derart unzufrieden (Indexwert 6,48), dass für Berlin am Ende nur Rang 37 übrigblieb.
Die drei Städte mit den unglücklichsten Deutschen hätten gemessen an der objektiven Lebensqualität allesamt in der oberen Hälfte des Rankings abgeschnitten. Für Wiesbaden verwandelte sich Platz 19 jedoch in Rang 38, nachdem die Meinung der Bewohner berücksichtigt wurde. Zwar ist Wiesbaden laut dem Glücksatlas wohlhabend, sicher und familienfreundlich. Vor allem drei Indikatoren seien aber negativ ins Gewicht gefallen: „Die Wiesbadener stehen viel im Stau. Außerdem ist die Landeshauptstadt keine Uni-Stadt. Ungewöhnlich ist auch die hohe Schuldnerquote von knapp 14 Prozent, die man eher in Städten mit ärmerer Bevölkerung erwartet.“
Über keine Stadt haben die Einwohner eine schlechtere Meinung als über Karlsruhe, wenn man die Grundvoraussetzung berücksichtigt. „Die Stadt hat eine besonders hohe Lebensqualität: Infrastruktur, Familienförderung und Bildung sind top“, bilanzierten die Wissenschaftler und vergaben Platz zwei. Auch für sie blieb die extreme Unzufriedenheit der Karlsruher ein Stück weit ein Rätsel. „Hohe Mieten und ein schwacher Kultur- und Freizeitbereich können die Diskrepanz im Glück nur schwer erklären“, hieß es.
Rostock ist laut dem SKL Glücksatlas die unglücklichste der 40 größten Städte in Deutschland. Dabei hätte es bei der Lebensqualität für Platz 17 und damit das Mittelfeld gereicht. Doch nur 30 Prozent der Rostocker zeigten sich mit ihrem Leben hochzufrieden, knapp 17 Prozent bezeichneten sich als unzufrieden. Die Forscher sahen als Grund dafür erneut eine hohe Zahl von Single-Haushalten.