Zeitenwende für die Kommunen!
Auf dem diesjährigen Kaminabend des öffentlich-rechtlichen IT-Dienstleisters dataport.kommunal kamen Mitte September 2024 kommunale Praktiker, eine Vertreterin der Bundeswehr und IT-Spezialisten zusammen, um in die Tiefen der zivilen Verteidigung mit den Wechselwirkungen der äußeren und inneren Sicherheit einzutauchen.
Brauchen wir eine gesamtstaatliche oder eine gesamtgesellschaftliche Risikovorsorge?
Seit dem 24. Februar 2022 findet in Europa ein russischer Angriffskrieg in der Ukraine statt, der auch bei uns in Deutschland Frieden, Freiheit und Wohlstand bedroht. Die Bundeswehr bereitet sich darauf vor, im Jahr 2029 kriegsfähig zu sein. Dies umfasst nicht nur militärisches Gerät und Munition, sondern auch mehr militärisches Personal bei der aktiven Truppe und eine signifikante Erhöhung der Reservistinnen und Reservisten, die regelmäßig in Übung gehalten werden. Was bedeutet dies?
Die Antwort ist naheliegend, aber sie muss ausgesprochen werden, um die Auswirkungen auf die Kommunen klar zu umreißen: Wir sind nicht mehr im Frieden. Spionage, Sabotage, Cyberangriffe und Desinformationen nehmen stark zu. Für unsere Verteidigungsfähigkeit benötigen wir jährlich zusätzliche 30 – 50 Mrd. € für den Einzelplan 14 des Bundeshaushaltes. Dieses Geld wird nicht für andere – auch kommunale - Aufgaben zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel durch den zusätzlichen Bedarf der Bundeswehr verschärft und zusätzlich werden Mitarbeitende als Reservisten in Übung gehalten werden.
Neben diesen Punkten schlägt auch ein anderer Punkt auf die Kommunen durch. Die Soldatinnen und Soldaten könnten bereits in einem Bündnisfall für mehrere Monate oder Jahre im Einsatz im Baltikum oder in anderen NATO-Staaten sein. Wer kümmert sich dann – insbesondere bei Soldatenpaaren - um die betreuungsbedürftigen Angehörigen wie Kinder und pflegebedürftige Eltern?
Wir werden die Frage in Deutschland beantworten müssen, was die restlichen 82,5 Mio. Menschen im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Risikovorsorge beitragen können, damit die knapp 200.000 Soldatinnen und Soldaten unsere äußere Sicherheit gewährleisten können.
Im Krisenfall ist der kommunale Zusammenhalt entscheidend, etwa über Kindergärten, Schulträger und die Bürgergemeinschaft vor Ort. Kommunale Fürsorge wird zum Tragen kommen: Gemeinsam ist man stärker.
Auch der technologische Fortschritt erlangt elementare Bedeutung: Digitale Lösungen und IT-Kompetenz sind die Schlüssel für eine effiziente Cyberabwehr sowie resiliente Sicherheitsinfrastrukturen von Kommunen.
(Dr. Ingmar Soll leitet den Bereich Kommunale Lösungen und Bürgerservices bei dataport kommunal)