Deutschland – Land der Dichter, Denker und Träumer?
Die Lage ist ernst. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert unvermindert an. Russland bombardiert weiterhin gezielt die zivile Infrastruktur, ohne Rücksicht auf Menschenleben oder internationales Recht. Gleichzeitig führt die US-Regierung Gespräche – allerdings ohne europäische Beteiligung und bislang ohne konkrete Ergebnisse.
Auch wirtschaftlich gerät die Welt zunehmend unter Druck. Die erratische Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten verunsichert die Märkte: mal werden Zölle ausgesetzt, mal erhöht, ohne jede erkennbare Linie. Für Deutschland, dessen Wohlstand in hohem Maße vom Export abhängt, sind das beunruhigende Signale. Ein nennenswertes Wirtschaftswachstum ist derzeit nicht in Sicht, die Arbeitslosigkeit nimmt zu.
Die Rahmenbedingungen sind also alles andere als günstig. Doch diese Dramatik scheint im öffentlichen Bewusstsein noch nicht angekommen zu sein – oder wird schlicht zu wenig kommuniziert. Dabei wäre es gerade jetzt an der Zeit, dass Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zusammenstehen, um gemeinsam durch diese vielschichtigen Krisen zu kommen.
Stattdessen erleben wir ein politisches Ritual, das wenig Bezug zur Realität hat. Die Maxime lautet weiterhin: mehr Geld, mehr Personal, mehr Wertschätzung – als wären damit alle Probleme zu lösen. Das zeigte sich zuletzt deutlich bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen.
Auch die innerparteilichen Debatten – etwa rund um die SPD-Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag – greifen in gewohnter Weise zu den bekannten Forderungen: Vermögenssteuer, Umverteilung, keine Veränderungen beim Bürgergeld, keine Begrenzung der Migration.
Was in dieser Zeit wirklich gefragt wäre, ist ein Rückbesinnen auf Tugenden, die Deutschland einst stark gemacht haben: Klare Problemanalyse, Fleiß, Einsatz und Zusammenhalt.
Noch ist unser Land leistungsfähig, stabil, innovativ – aber das wird viel zu selten betont. Die neue Bundesregierung steht vor der gewaltigen Aufgabe, nicht nur die richtigen politischen Weichen zu stellen, sondern vor allem die Stimmung zu drehen und wieder Zuversicht zu schaffen. (Gerd Landsberg)